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Top-Gastronomen formieren sich und legen Regierung Fünf-Punkte-Plan vor

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Wenn jetzt nichts geschieht, werden 30 Prozent der Gastronomiebetriebe schließen und zehntausende MitarbeiterInnen ihren Job verlieren. Deshalb rütteln die Größen der heimischen Spitzengastronomie nun unter www.rettetdiegastro.at mittels Petition und Maßnahmenkatalog die Regierung wach.

Es sind klingende Namen, die sich in den vergangenen Wochen digital formiert haben, um sich selbst zu retten. Nun legen heimische SpitzengastronomInnen wie Birgit und Heinz Reitbauer (Steirereck), Haya Molcho (Neni), Andreas Döllerer, Peter Friese (Schwarzes Kameel), Barbara Eselböck und Alain Weissgerber (Taubenkobel) sowie Matthias Winkler (Sacher) und viele mehr einen Fünf-Punkte-Plan vor, mit dem eines der „höchsten Kulturgüter des Landes“, die Gastronomie, gerettet werden soll. Zudem steht unter www.rettetdiegastro.at ab sofort eine Petition zur Unterstützung ihrer Anliegen online.

Außerdem machen die renommierten Persönlichkeiten mit einem emotionalen Video auf ihre durch den Lockdown ausgelöste und immer dramatischer werdende Situation aufmerksam. Gleichzeitig betonen sie jedoch, dass die von der Bundesregierung beschlossenen Maßnahmen unterstützt und nach wie vor als richtig wahrgenommen werden. So sei zum Glück tausenden Menschen das Leben gerettet worden.

40.000 Betriebe erwirtschaften zehn Milliarden

Doch nun hängt das Überleben der heimischen Gastronomie am seidenen Faden. Die gastronomische Spitze des Landes ist sich darüber einig, dass ohne weitere Hilfe der Regierung in den nächsten Monaten über 30 % der Gastronomiebetriebe für immer schließen müssen. Und zehntausende MitarbeiterInnen für lange Zeit arbeitslos werden.

Welche Auswirkungen das auf Staat, ArbeitnehmerInnen und ArbeitgeberInnen hätte, lässt sich am besten in Zahlen darstellen: 40.000 Gastronomiebetriebe mit 160.000 MitarbeiterInnen erwirtschaften einen jährlichen Umsatz von über zehn Milliarden Euro. Ihre Bedeutung als unglaublicher Wirtschaftsfaktor für das Land ist eine Tatsache.

Schnelles und konsequentes Handeln ist gefordert

Mit ihrer Petition versuchen die beteiligten UnternehmerInnen, die österreichische Regierung von der Wichtigkeit der Gastronomie für das Tourismusland Österreich zu überzeugen und sie zu einem schnellen und konsequenten Handeln aufzufordern. Als Medienpartner hat sich bereits das Branchenmagazin „Rolling Pin“ bereiterklärt, über seine Kanäle unterstützend zu wirken.

Rolling Pin-Herausgeber Jürgen Pichler: „Ohne schnelle Umsetzung des geforderten Fünf-Punkte-Plans werden in den nächsten Wochen und Monaten über 30 % der Gastronomiebetriebe und zehntausende Arbeitsplätze für immer verschwinden. Das müssen wir gemeinsam verhindern!“

DER FÜNF-PUNKTE-PLAN

1) Reduktion des MwSt-Satzes für Speisen bis 31.12.2021 auf 5 Prozent

Der Umsatz mit nicht alkoholischen Getränken in Gastronomiebetrieben beträgt nur ca. 15 %. Daher ist die bereits beschlossene Reduktion der MwSt auf nicht alkoholische Getränke zwar eine Hilfe, aber leider eine viel zu kleine. Da die Konsumation von Speisen und Getränken im Gegensatz zum Kauf von Konsumgütern nicht nachgeholt werden kann, fordern wir – ähnlich wie in Deutschland – eine zeitlich beschränkte Reduktion des MwSt-Satzes für Speisen. Nur durch diese Maßnahme hätten die Gastronomiebetriebe die Chance, einen höheren Deckungsbeitrag zu erzielen und somit eigenständig wieder Liquidität aufzubauen, welche sie durch den Lockdown zum Teil vollständig verloren haben.

2) Reduktion der Lohnnebenkosten bis 31.12.2021 um 25 Prozent

Wenn keine massive Reduktion der Lohnnebenkosten für die Gastronomie beschlossen wird, werden sich viele Betriebe die Weiteranstellung von MitarbeiterInnen nach der Kurzarbeit schlicht und ergreifend nicht mehr leisten können. Damit würde es zu einer unglaublichen Massenarbeitslosigkeit in der Gastronomie kommen, welche die Regierung unter dem Strich viel mehr als eine zeitlich beschränkte Reduktion der Lohnnebenkosten bis 31.12.2021 kosten würde.

3) Erweiterung der Sperrstunde auf die ursprünglich genehmigte Sperrstunde

Die Gastronomie unternimmt alles, um die Sicherheit der Gäste und MitarbeiterInnen zu gewährleisten. Im Gegensatz zu anderen Branchen funktionieren gewisse Bereiche der Gastronomie jedoch nur zu bestimmten Uhrzeiten. Damit diese Betriebe ihren überlebensnotwendigen Umsatz auch generieren können, fordern wir eine Aufhebung der aktuellen einheitlichen Sperrstunde von 23:00 Uhr auf die ursprünglich pro Betrieb genehmigte Sperrstunde. Sollten sich einzelne Betriebe nicht an die gesetzlichen Sicherheitsvorgaben halten, sollte diesen Betrieben das Privileg auch wieder entzogen werden.

4) Liquiditätshilfskredit

Vor allem JungunternehmerInnen oder Betriebe, die in letzter Zeit investiert haben, sind auf Grund einer zu geringen Eigenkapitalquote von der Überbrückungsfinanzierung ausgeschlossen. Unsere Forderung ist es daher, einen „Gastro-Liquiditätshilfekredit“ in der Höhe von vier Monatsfixkosten (Miete, Betriebskosten, Gehälter) einzurichten, für welchen die Republik Österreich die volle Haftung übernimmt. Damit wäre für viele Unternehmen der Fortbestand sowie die für Juni anstehende Auszahlung der Urlaubsgelder gewährleistet.

5) Schnelle, unbürokratische Auszahlung des Liquiditätshilfskredits

Um die Liquidität der Betriebe zu sichern, soll die Laufzeit des „Gastro-Liquiditätshilfskredits“ 60 Monate betragen. Die erste Rate soll erst nach drei Monaten fällig sein. Die Abwicklung und Auszahlung des „Gastro-Liquiditätshilfskredits“ soll schnell und unbürokratisch von der Hausbank abgewickelt werden können.

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